Die Musik kommt immer an erster Stelle! YDP kann stark absorbieren. Der Bildschirm zieht den Fokus auf sich und die Anweisungen verleiten dazu, in eine «erfüllende» Rolle zu wechseln. Umso wichtiger ist es, dass die beteiligten Musiker*innen sich darauf konzentrieren, einander zuzuhören, sich inspirieren zu lassen und im Moment spannende Musik zu kreieren.
Verantwortung und Initiative: Es lohnt sich, im Ensemble zu klären, ob und in welchem Mass Eigeninitiative sinnvoll ist und ob Anweisungen auch ignoriert werden dürfen. Letztlich offeriert die Person mit der Conducting-Rolle eine Idee, und es lohnt sich, dieser Idee eine Chance zugeben. Umgekehrt ist es manchmal nicht sinnvoll, eine Anweisung blind zu befolgen oder stur durchzuziehen. Hier die Balance zu finden, ist auch eine Frage der Persönlichkeiten, was die Arbeit mit YDP spannend machen kann.
Wichtig ist, dass die Conducting-Rolle freigegeben wird, wenn man selber mitspielen will. Wobei auch das nicht in Stein gemeisselt ist. Gewisse Instrumente ermöglichen das Spiel und parallel dazu die Bedienung der Conducting-Oberfläche – was durchaus seinen Reiz hat. Bei der Freigabe geht es primär darum, dass andere Player das Conducting rasch übernehmen können, wenn der musikalische Kontext sie dazu inspiriert.
Ausdünnen und aufräumen gibt allem wieder mehr Wert! Dabei hilft eine Anweisung wie Stop, welche sinnvollerweise als Aktion erfasst wird. Manchmal hilft es, im Ensemble die Hemmschwelle für die Verwendung einer Stop-Anweisung anzusprechen.
Der «Yes Don’t Panic-Screen» bedeutet, dass gerade niemand die Conducting-Rolle innehat. Achtung: Die Musik geht trotzdem weiter – und kann/soll sich auch weiterhin entwickeln. In diesem Moment kann die Musik auch als freie Improvisation verstanden werden – wo erst dann wieder eingegriffen wird, wenn eine konkrete Vision vorhanden ist (z. B. für eine organische Weiterentwicklung des Geschehens, einen Bruch, ein Abklingen, ein Solo- oder Duo-Feature usw.)
Die Konzepte ermöglichen bewusste Verdichtungen und Beruhigungen des musikalischen Geschehens. Es lohnt sich, diese dynamisch-gestalterischen Optionen bereits bei der Erarbeitung des Anweisungs-Sets mitzudenken.
Üben: Nicht nur die musikalischen Funktionen, Aktionen und Konzepte sollten geübt werden, sondern auch das Conducting selbst und der Umgang mit der Conducting-Oberfläche. Mehr dazu im Abschnitt Üben.